Etsch-Gebiet, Abgrenzung und Flusssystem

Die 415 km lange Etsch (ladinisch: Adiç, it: Adige, bei denRömern: Athesis) ist nach dem Po der zweitlängste Fluss Italiens. Sie entwässert die dem Inneren Alpenbogen zugewandte Seite des Alpenhauptkamms vom Pizzo della Forcola in den Rätischen Alpen bis zur Dreiherrnspitze in den Hohen Tauern, sowie die „Adria-Seite“ der dort vom Alpenhauptkamm abzweigenden und die Donau/Adria-Wasserscheide bildenden Kamm- und Gipfelkette bis zum Paternkofel in den Dolomiten.

Ian Spackman, CC0

Die Etsch entspringt am Alpenhauptkamm in den Ötztaler Alpen, verlässt südlich von Verona in die Poebene eintretend das Alpengebiet und mündet bei Porto Fossone in die Adria. Ihr 12.200 km² großes Einzugsgebiet (siehe Karte unten) umfasst Teilgebiete der Oberitalienischen Tiefebene (Übergang von der Poebene in die Venezianische Ebene), der Gardaseeberge, der Rätischen Alpen, der Ötztaler Alpen, der Stubaier Alpen, der Zillertaler Alpen, der Hohen Tauern, der Dolomiten, der Fleimstaler Alpen und der Vizentiner Alpen. Die Sarntaler Alpen liegen gänzlich im Etsch-Einzugsgebiet, das sich über Teilgebiete der italienischen Regionen Trentino-Südtirol und Venezien -, sowie des Schweizer Kantons Graubünden (oberes Val Müstair) erstreckt.

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von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Etsch bis
Oberitalienische Tiefebene bei der Stadt Adria Die rechte Einzugsgebietsgrenze der Etsch beginnt in Venezien in der Nordostecke der Poebene als Etsch/Po-Wasserscheide. Als Trennlinie zum Einzugsgebiet des Po-Nebenflusses Mincio steigt sie als Etsch/Po(Mincio)-Wasserscheide südwestlich von Verona in Nordrichtung zu den Gardaseebergen an (siehe Ausführungen im Vorkapitel Mincio-Gebiet), tritt nach dem Passo di Lumini in die Region Trentino-Alto Adige über, passiert die Übergänge Passo San Giovanni, Passo di Santa Barbara und Passo Bondone, tritt am Altopiano di Cadine in die Rätischen Alpen über, verläuft über die Sella di Andalo und den Passo Campo Carlo Magno und vereinigt sich am Corno di Lago Scuro (im Bild oben) mit der Regionsgrenze zur Lombardei, wo sie endet, da dort jenseits des Etschgebietes das Einzugsgebiet des Mincio endet und jenes des Po-Zuflusses Oglio beginnt.

Als Etsch/Po(Oglio)-Wasserscheide (siehe Ausführungen im Vorkapitel Oglio-Gebiet) folgt sie in Nordrichtung der Regionsgrenze, passiert den Passo del Tonale und endet bereits wieder am Corno dei Tre Signori, da dort jenseits des Etschgebietes das Einzugsgebiet des Oglio endet und jenes des Po-Zuflusses Adda beginnt.

Als Etsch/Po(Adda)-Wasserscheide (siehe Ausführungen im Vorkapitel Adda-Gebiet) passiert sie den Passo dello Stelvio (dt: Stilfser Joch) und erreicht auf der Cima Garibaldi die Schweizer Grenze, der sie in Westrichtung als Grenze zwischen der Lombardei und dem Kanton Graubünden über das Giogo di Santa Maria (dt: Umbrailpass) bis zu dem in der Kamm- und Gipfelkette des Alpenhauptkammes gelegenen Monte Forcola folgt, auf dem jenseits des Etschgebietes das Einzugsgebiet der Adda (und damit auch des Po und der Adria) endet und jenes des Inns (und damit der Donau und des Schwarzen Meeres) beginnt.

Die nunmehrige Etsch/Donau(Inn)-Wasserscheide verlässt die Staatsgrenze in Nordrichtung und verläuft entlang des die Gebiete des Äußeren Alpenbogens (Inngebiet) von jenen des Inneren Alpenbogens (Etschgebiet) trennenden und die Donau/Adria-Wasserscheide bildenden Alpenhauptkammes über Schweizer Staatsgebiet (Kanton Graubünden) über Piz dal Döss Radond (2.906 m) und Piz Daint (2.968 m) zum innerschweizer Alpenhauptkammübergang Ofenpass (rätorom: Pass dal Fuorn, it: Passo del Forno, 2.149 m), der das Münstertal (it: Val Monastero, rätorom: Val Müstair), dessen oberer rätoromanischsprachiger Teil zur Schweiz -, und der untere Abschnitt ab Taufers im Münstertal (1.240 m, westlichste Gemeinde Südtirols, im Bild unten mit Blick in die Schweiz) zu Italien gehört, mit dem Engadin verbindet.

Ofenpass
© gemeinde.taufers.bz.it
von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Etsch bis
Ofenpass Nach dem Ofenpass dreht der Alpenhauptkamm allmählich in Ostrichtung und vereinigt sich nach der Alp Champatsch (2.763 m) am Urtirolaspitz (it: Piz Terza, 2.903 m, im Bild unten vom Ofenpass gesehen) mit der Staatsgrenze zu Italien (Provinz Bozen der Region Trentino-Alto Adige), der sie in Nordrichtung über Piz Sesvenna (3.204 m) und Muntpitschen (3.162 m) zum Fernerspitz (it: Punta della Vedretta, 2.954 m) folgt, die Staatsgrenze verlässt und den zu Italien gehörenden Sursass genannten Talschluss des Valle d`Uina östlich begrenzend (siehe Ausführungen im Vorkapitel Valle d`Uina) kurz über italienisches Staatsgebiet verläuft und sich nach dem Schlinigpass (2.309 m) am Craist‘ Ota (2.884 m) wieder mit der Staatsgrenze vereint.

Die Etsch/Donau(Inn)-Wasserscheide folgt weiter Alpenhauptkamm und Staatsgrenze in Nordrichtung über Grionkopf (2.896 m) und Piz dals Coros (2.854 m) zum Äußeren Nockenkopf (2.770 m), wo die rechte Einzugsgebietsgrenze der Etsch die in Nordrichtung zum Dreiländereck Italien/Schweiz/Österreich weiter verlaufende Staatsgrenze in Ostrichtung verlässt und über italienisches Staatsgebiet zwischen Valmiurbach und Faltelangebach zum Scheitelpunkt des Passo di Resia (dt: Reschenpass, 1.507 m) abfällt (siehe dazu Vorkapitel Westliches Reschenplateau), in die Ötztaler Alpen übertritt, danach nördlich die Etschquelle passiert, damit von der rechten zur linken Etsch-Einzugsgebietsgrenze wird, und sich beim Mitterkopf (2.750 m) wieder mit der Staatsgrenze (nunmehr zu Österreich, Bundesland Tirol) vereinigt. Weiter in (grundsätzlicher) Ostrichtung über den Großen Schafkopf (2.998 m), Hennesiglspitze (3.141 m), Falginjoch (3.101 m), Weißenseespitze (3.518 m), Weißkugel (3.738 m), Fineilspitze (3.514 m), Similaun (3.606 m), Hochwilde (3.480 m), Hochfirst (3.403 m) und Granatenkogel (3.318 m) wird der Passo del Rombo (dt: Timmelsjoch) erreicht.

Passo del Rombo (Timmelsjoch)
Hermann Hammer, CC0