Splügenpass

2.113 m, Lepontinische Alpen/Rätische Alpen, Rhein/Po

Der auf Italienisch Passo dello Spluga genannte Übergang verbindet das Schweizer Rheinwald im Kanton Graubünden mit dem Val San Giacomo (St. Jakobs Tal, im Bild unten mit dem Liro-Stausee Lago d’Isola) in der italienischen Provinz Sondrio (Lombardei) und dem Comosee. Über den Pass verläuft die Staatsgrenze zwischen Italien und der Schweiz. Er bildet die Grenze zwischen den Westalpen und den Ostalpen bzw. zwischen den Lepontinischen Alpen im Westen und den Rätischen Alpen im Osten.

Schölla Schwarz, CC BY 3.0

Er liegt auf der in diesem Abschnitt mit der Alpenhauptwasserscheide identen Europäischen Kontinentalwasserscheide.

Seit dem Bau eines Tunnels durch den San Bernardino hat der Pass seine frühere Bedeutung weitgehend verloren. Im Winter ist der Pass geschlossen.

Die Nordauffahrt zum Splügenpass (im Bild unten) beginnt im Tal des Hinterrheins oberhalb der Via Mala-Schlucht, wo der Schweizer Schriftsteller John Knittel die Handlung seines 1934 erschienenen Romanes Via Mala angesiedelt hat.

Adrian Michael CC BY-SA 3.0

Bemerkenswert ist die Südrampe durch das italienische Val San Giacomo, das von Liro (bis Chiavenna) und Mera durchflossen wird. Von Chiavenna bis zur Passhöhe ist auf einer Strecke von etwa 30 Kilometern ein Höhenunterschied von 1.800 m zu überwinden. Die Strecke führt vorbei am Lago di Montespluga, Madesimo, Lago d`Isola und Campodolcino nach Chiavenna, von wo der Comosee und der Malojapass (durch das von der Mera durchflossene Bergell) erreicht werden kann.

Unweit der Autostraße führt der Kultur- und Weitwanderweg Via Spluga auf dem historischen Saumpfad über den Splügenpass.

Paebi CC BY-SA 3.0

Im 19. Jahrhundert bestanden Pläne, eine Eisenbahnlinie über den Splügen zu bauen; diese scheiterten jedoch am Widerstand des Kantons Tessin, der dadurch umfahren worden wäre. Schließlich wurde der Linienführung über den St. Gotthard der Vorzug gegeben.

Der Pass war bereits den Römern bekannt und wurde anscheinend auch im Mittelalter benutzt. Die heutige Straße wurde von den Österreichern, die damals in Mailand herrschten, auf eigene Kosten erbaut und im Sommer 1822 fertiggestellt. Eine 312 Meter lange Lawinengalerie unterhalb der Passhöhe auf der Nordseite wurde 1843 gebaut.

Adrian Michael, CC BY-SA 3.0;        Galerie am Splügenpass

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Splügenpass im Winter geschlossen und es wurde die Galerie außer Betrieb gesetzt und durch eine neue Straße umfahren. Um einen drohenden Zerfall zu verhindern, wurde sie mit finanzieller Unterstützung von Bund und Kanton Graubünden von 2007 bis 2010 saniert.

Wasserscheide  Äußerer Alpenbogen Innerer Alpenbogen
Abflüsse  Hüscherenbach – Hinterrhein – Rhein Liro – Mera – via Lago di Mezzola in den Comosee – Untere Adda – Po
Mündung  Atlantik Adriatisches Meer
von Verlauf des Alpenhauptkamms und der Alpenhauptwasserscheide bis
Slügenpass Am östlich des Splügen in den Rätischen Alpen gelegenen Piz Timun (3.209 m) trennt sich die Staatsgrenze wieder vom Alpenhauptkamm und verläuft in Nordostrichtung, das Abflusstal des Lago di Lei querend bis zum die Ostgrenze des Valle di Lei bildenden Bergrücken und verläuft auf diesem in Südrichtung weiter. Der Alpenhauptkamm hingegen verläuft vom Piz Timun weg sogleich in Südrichtung über italienisches Staatsgebiet entlang des die Westgrenze des Valle di Lei bildenden Bergrückens über Pizzo Matter (3.025 m), Pizzo Groppera (2.948 m), Pizzo Stella (3.163 m) und Passo di Lei (2.813 m) zur Cima da Lägh (3.083 m), auf der es wieder zur Vereinigung mit der Staatsgrenze kommt, folgt dieser ein kurzes Stück bis zum Passo da la Prasgnola (2.724 m), tritt dort wieder auf Schweizer Staatsgebiet über und erreicht über Gletscherhorn (3.107 m), Piz Piot (3.053 m), den Septimerpass (2.310 m) und den Lunghinpass (2.645 m) schließlich den Malojapass. Malojapass
© Alex Zehnder; Über den Septimerpass führt nur eine für den allgemeinen Verkehr gesperrte Schotterstraße

Hinweis: Das zu Italien gehörende östlich des Alpenhauptkamms zwischen Piz Timun und der Cima da Lägh gelegene Valle di Lei (siehe Karte unten) ist eines der 5 (nicht zusammenhängenden) italienischen Territorien,´die im Äußeren Alpenbogen liegen und das einzige, dass (über den Rhein) in die Nordsee entwässert Dieses Gebiet wird im Band 2 (Italien) detailliert beschrieben (siehe Kaptel Die 5 italienischen Alpingebiete im Äußeren Alpenbogen –  Valle di Lei).

© https://www.google.com/maps/place/Lago+di+Lei/

Am Lunghinpass endet im Äußeren Alpenbogen das Einzugsgebiet des Rheins und es beginnt das Einzugsgebiet der Donau (über deren Zubringer Inn, der in der Schweiz entspringt, das österreichische Bundesland Tirol und die Südostecke Bayerns durchfließt und in der niederbayerischen Stadt Passau nahe der österreichischen Grenze in die Donau mündet). Die Donau selbst mündet in Rumänien in den Schwarzes Meer genannten Teil des Mittelmeeres.

Hinweis: Das innerhalb der Schweiz im Kanton Graubünden gelegene Einzugsgebiet der Donau wird im Band 4 (Schweiz) in den Kapiteln Donau(Inn)-Gebiet der Schweiz und Abgrenzung und Verkehrsübergänge des Schweizer Donau(Inn)gebietes detailliert geschildert. Das gesamte Einzugsgebiet der Donau ist im Band 5 (Österreich) in den Kapiteln Donau-Gebiet und Abgrenzung des Einzugsgebietes der Donau ausführlich dargestellt.

Der Lunghinpass ist der Beginn der Donau/Adria-Wasserscheide, die von dort bis in die Hohen Tauern den Alpenhauptkamm begleitet. Er ist auch der Schnittpunkt der drei wichtigsten Flusssysteme Europas (siehe Bild unten).

Maule, CC BY-SA 3.0