Abgrenzung des Rheingebietes und alpine Verkehrsübergänge

Die im Vorkapitel beschriebene linke Einzugsgebietsgrenze der Rhône ist über weite Strecken ident mit der linken Einzugsgebietsgrenze des Rheins, weshalb die folgende Schilderung der Rhein-Einzugsgebietsgrenze ausnahmsweise entgegen dem Uhrzeigersinn erfolgt und mit der linken (westlichen) Einzugsgebietsgrenze beginnt.

Seit sich im Laufe des 1.Jahrtausends die Waal als Hauptmündungsarm des Rheins entwickelt hat, mündete die Maas an unterschiedlichen Stellen innerhalb des gemeinsamen Mündungsgebietes in den Rheinhauptarm und war somit ein Nebenfluss des Rheins. Im Jahr 1904 wurde die Maas jedoch komplett vom rheinischen System getrennt und es wurde der Maas-Nebenarm Bergsche Maas und die ehemalige Gezeitenbucht Amer zur eigenständigen Maas-Mündung ausgebaut, weshalb seither die linke Rheineinzugsgebietsgrenze südwestlich der Waalmündung in den Niederlanden als Rhein/Maas-Wasserscheide beginnt und in Ostrichtung bis zum Übertritt nach Deutschland in einem schmalen, von Kanälen durchzogenen Landstreifen zwischen der Waal im Norden und der Maas im Süden verläuft (siehe Abbildung unten).

Maximilian Dörrbecker (Chumwa), CC BY-SA 2.5

Die Rhein/Maas-Wasserscheide beginnt in dem dort Betuwe genannten Landstrich (es wird vermutet, dass der Familienname des Komponisten Ludwig van Beethoven sich von dieser Gegend ableitet) der Provinz Gelderland am Land von Heusden und Altena im Nationalpark De Biesbosch (im Bild unten). Sowohl die Waal (Hauptarm des Rheins), als auch die Maas entwässern hier in die Hollands Diep genannte Nordseebucht, die 1970 durch die Deltawerke, die neben der Sturmflutabwehr auch dem Wassermanagement des Hafens von Rotterdam dienen, von der Nordsee abgetrennt wurde und somit das Wasser beider Flüsse nunmehr erst wieder vorher vereint das offene Meer erreicht und es wandelt sich das Gewässer der Bucht allmählich vom salzigen oder brackigen, unter Gezeiteneinfluss stehenden Ästuar zu einem Süßwassersee.

© holland.com

Trotzdem wurden die Einzugsgebiete von Rhein und Maas, deren Hauptmündungsarme sich zwischen der Ortschaft Tiel (Provinz Gelderland) und der an der Bergschen Maas gelegenen Stadt Herzogenbosch (Hauptstadt der Niederländischen Provinz Nordbrabant) bis auf 1 km annähern, weit über die Jahrtausendwende hinaus weiterhin als getrennte und eigenständige Flusssysteme gesehen (siehe Wikipedia-Karte aus 2014 am Beginn dieses Kapitels), weshalb auch hier das Rheineinzugsgebiet exklusive Maasgebiet beschrieben wird. Eine (seit 1970 wieder korrekte) Darstellung inklusive Maasgebiet folgt im Deutschland-Kapitel des 6. Bandes.

Die innerhalb der Niederlande im schmalen, von Kanälen durchzogenen Landstreifen zwischen Waal und Maas verlaufende und daher bloß als theoretische Trennlinie anzusehende Rhein/Maas-Wasserscheide verlässt das Betuwe, tritt (den Deltarhein verlassend) östlich von Nijmegen bei Kleve auf deutsches Staatsgebiet über (Bundesland Nordrhein-Westfalen), verläuft zwischen den Einzugsgebieten des kaum 36 km langen linken Rheinzuflusses Kalflack (im Bild unten kurz vor der Mündung), die gegenüber von Emmerich am Rhein auf 11 m Seehöhe in den Niederrhein mündet -, und dem 118 km langen Maaszufluss Niers, passiert in Südrichtung drehend westlich die Kleinstadt Xanten und danach im Gemeindegebiet von Alpen das Kaflack-Quellgebiet und erreicht damit das Einzugsgebiet des 30 km langen Rheinzuflusses Moersbach, der auf 15 m Seehöhe bei Ossenberg den Niederrhein erreicht.

Pieter Delicaat, CC BY-SA 3.0

Die linke Einzugsgebietsgrenze des Rhein durchläuft kaum 5 km westlich des Rheinflusslaufes das Stadtgebiet der Großstadt Krefeld (im Bild unten), in deren nördlichen Stadtteil Traar das Quellgebiet des Moersbaches liegt, wird südlich von Krefeld von der Autobahn A 44 (Abschnitt Düsseldorf-Mönchengladbach) gequert und erreicht östlich von Willich das Einzugsgebiet des 107 km langen linken Rheinzuflusses Erft, der bei Neuss-Grimlichshausen auf 31 m Seehöhe in den Niederrhein mündet. Nachdem sie von der Autobahn A 52 bei Kaarst gequert worden ist passiert sie östlich die Stadt Mönchengladbach, südlich der (bei Kuckum) die Niersquelle liegt und auf der Maasseite der Wasserscheide das Einzugsgebiet des Maaszuflusses Rur beginnt.

© pinterest.de/Swantje Klein

Als Rhein(Erft)/Maas(Rur)-Wasserscheide durchläuft die Rheingebietsgrenze (allmählich die Norddeutsche Tiefebene verlassend) durch die Jülich-Zülpicher Börde genannte Landschaft bis zum Nordrand der Eifel und passiert auf diesem Weg die Stadt Aachen östlich und die Städte Köln und Bonn westlich.

Sie steigt im Nationalpark Eifel in Südrichtung zum Ostteil des Kermeter (528 m) an, verlässt das Nationalparkgebiet wieder, – das Tal der Urft (erreicht über die Rur die Maas) nördlich aufwärts begleitend -, in Südostrichtung, erreicht im Naturpark Hohes Venn Eifel die Nordabhänge des Ahrgebirges, passiert westlich die Erftquelle und es beginnt in der im Quelldreieck Urft-Erft-Ahr gelegenen Ortschaft Tondorf (533 m) auf der Rheinseite das Einzugsgebiet der 85 km langen Ahr, die auf 53 m Seehöhe bei Remagen-Kripp in den Mittelrhein mündet.

Gabriele Delhey, CC BY-SA 3.0; Der Kermeter (im Bild oben mit Urfttalsperre) ist das Kernstück des Nationalparks Eifel

Die Rhein(Ahr)/Maas(Rur)-Wasserscheide passiert in Südwestrichtung die im Ortsgebiet von Blankenheim gelegene Ahrquelle (474 m) und dreht am Heidenkopf I (590 m), auf dem auf der Rheinseite der Wasserscheide das Einzugsgebiet der 544 km langen Mosel beginnt, die auf 60 m Seehöhe in Koblenz in den Mittelrhein mündet, in Westrichtung, erreicht als Rhein(Mosel)/ Maas(Rur)-Wasserscheide den Zitterwald und überschreitet am Weißen Stein (690 m, zweithöchster Berg Belgiens, im Bild unten der Aussichtsturm) 5 km nördlich von Losheimergraben die Staatsgrenze zu Belgien (Region Wallonien).

© Raimond Spekking & Elke Wetzig / CC BY-SA 4.0

Dieser Grenzort, dessen Belgischer Teil zur höchstgelegenen Belgischen Gemeinde Büllingen (650 m, einer der Hauptschauplätze der sogenannten Ardennenoffensive des 2.Weltkrieges im Winter 1944/45) gehört, liegt am Fuß des Eichelsbergs (653 m). Westlich des Ortsgebietes entspringt der Maas(Ourthe)zufluss Warche, im Osten entspringen die Moselzuflüsse Kyll und die Our, die weiter südlich in ihrem Mittellauf die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg bildet und über die Sauer die Mosel erreicht.

Nach dem Grenzübertritt beginnt in der Belgischen Eifel auf der Maasseite der Wasserscheide das Einzugsgebiet der Ourthe (wasserreichster Maaszufluss) und die nunmehrige Rhein(Mosel)/Maas(Ourthe)-Wasserscheide passiert in Südwestrichtung östlich die Quellen der Ourthe-Zuflüsse Warche und Amel und tritt westlich von Sankt Vith (im Bild unten) im deutschsprachigen Teil Walloniens in die Ardennen über.

Jean-Pol GRANDMONT, CC BY 2.0

Die Rheingebietsgrenze wird sodann von der belgischen Autobahn A 27 gequert (Abschnitt Malmedy-deutsche Grenze bei Steinebrück), durchquert in Südrichtung den Parc naturel des deux Ourthes, nach dem auf der Maasseite das Einzugsgebiet der Semois beginnt.

Die Rhein(Mosel)/Maas(Semois)-Wasserscheide dreht bei Libramont-Chevigny in Südostrichtung, erreicht südlich der Grenzstadt (zu Luxemburg) Arlon die Semoisquelle, östlich der innerhalb Luxemburgs auf der Maasseite der Wasserscheide das Einzugsgebiet des rechten Maaszuflusses Chiers beginnt. Von den Gewässern Luxemburgs fließt nur die bei der luxemburgischen Ortschaft Uewerkuer (dt: Oberkorn) entspringende Chiers (dt: Korn, im Bild unten das Quellgebiet), die schon nach 14 km das Großherzogtum Richtung Belgien verlässt und kurz danach nach Frankreich übertritt, zur Maas; alle anderen Flüsse Luxemburgs erreichen über die Mosel den Rhein.

© rivieresetfleuves.eu

Die Rhein(Mosel)/Maas(Chiers)-Wasserscheide durchquert in östlicher Umgehung der Quellen der Chiers den südlichsten Teil Luxemburgs, verlässt auf knapp über 400 m Seehöhe in Südrichtung südlich der Gemeinde Differdange (Kanton Esch-sur-Alzette) das Großherzogtum Luxemburg und die Ardennen und tritt auf französisches Staatsgebiet (Region Grand Est) über. In Südrichtung durchquert sie (sich dem Flusslauf der Maas annähernd) den Parc naturel régional de Lorraine, nach dem auf der Maasseite nur mehr Kleinstbäche das Maastal erreichen und sie wird westlich der am westlichsten Punkt des Moseltals gelegenen Kleinstadt Toul, wo sich die Flussläufe von Maas und Mosel bis auf 15 km annähern, bei Lay-Saint-Remy vom Canal de la Marne au Rhin mittels des 867 m langen Tunnel de Foug gequert (im Bild unten).

© Jaques Mossot

Die Rheingebietsgrenze verläuft weiter entlang der Monts Faucilles, passiert die Mineralwasserstadt Vittel im Osten und erreicht am Col des Clochettes (415 m) jenen Punkt, auf dem sich die Einzugsgebietsgrenzen von Rhein, Maas und Rhône treffen. Dort endet jenseits des Rheingebietes das Einzugsgebiet der Maas (und damit der Nordsee) und es beginnt jenes der Rhône (und damit des Westlichen Mittelmeeres) und es ist ab dort die Einzugsgebietsgrenze des Rheins ident mit der Europäischen Hauptwasserscheide (Rhein/Rhône).

Während die Maas/Rhône-Wasserscheide weiter in Südrichtung dem Col du Haut du Salin zustrebt, verläuft die Rhein/Rhône-Wasserscheide in Ostrichtung die Quellgebiete des Rhône(Saône)-Zubringers Côney im Süden von jenen des Rhein(Mosel)-Zubringers Madon im Norden trennend entlang eines Vôge genannten Sandsteinplateaus, auf dem sie nur 5 km entfernt von der im frenzösischen Moseltal liegenden Stadt Epinal (im Bild unten) vom Canal des Vosges gequert wird.

© Christian Amet, GFDL

Entlang des linken Moselufers verläuft die Rhein(Mosel)/Rhône(Saône)-Wasserscheide ab dort in Südsüdostrichtung durch die südwestlichen Vogesenausläufer, erreicht die Grenze der Region Bourgogne-Franche-Comté und folgt dieser in Südostrichtung bis zum im Zentrum der Südvogesen gelegenen Ballon d`Alsace (1.247 m, dt: Elsässer Belchen, im Bild unten), jenseits dem auf der Rheinseite der Wasserscheide das Einzugsgebiet der 217 km langen Jll (auch Ill) beginnt, die nördlich von Straßburg bei Offendorf auf 127 m Seehöhe in den Oberrhein mündet.

Michielverbeek, CC BY-SA 3.0

Weiter in etwa dem Grenzverlauf der Regionen Grand Est/Bourgogne-Franche-Comté folgend dreht sie in Südrichtung, fällt von den Vogesen auf den Burgundische Pforte genannten Sattel zwischen Vogesen und Juragebirge ab und quert diesen zwischen Mühlhausen und Belfort. Sie wird in diesem Abschnitt bei Montreux-Vieux auf 349 m Seehöhe vom Rhein-Rhône-Kanal (Canal du Rhône au Rhin, im Bild unten) gequert.

Rauenstein, CC BY-SA 3.0

Nördlich der Schweizer Grenzortschaft Beurnevésin (Kanton Jura) trifft sie auf die Schweizer Grenze, folgt dieser ein kurzes Stück, tritt auf Schweizer Staatsgebiet über, auf dem auf der Rheinseite das Einzugsgebiet der 75 km langen Birs, die bei Basel auf 264 m Seehöhe beim Birsköpfli genannten Naherholungsgebiet (im Bild unten) in den Hochrhein mündet -, und kurz danach am Plateau der Freiberge (1.000 m) jenes der 288 km langen Aare (wasserreichster Nebenfluss des Rhein) beginnt, die bei Koblenz auf 311 m Seehöhe in den Hochrhein mündet.

© ebp.ch

In der Folge durchläuft die Rhein/Rhône-Wasserscheide stark richtungsändernd (siehe Ausführungen im Vorkapitel Rhône-Gebiet) und noch 2x kurz über französisches Staatsgebiet (Region Bourgogne-Franche-Comté) verlaufend das Schweizer Juragebiet (in dem sie Gebiete der Kantone Jura, Bern, Neuenburg und Waadt durchläuft) bis ins Genferseegebiet (Kanton Waadt), dreht im Westen Nyons in Nordostrichtung, verläuft ab dort (in den alpinen Teil des Mittellandes übertretend) annähernd parallel zum südlich gelegenen Nordufer des Genfersees, dreht wie dieses allmählich in Ost-, und im Norden Lausannes in Südostrichtung, bis sie am Mont Pèlerin (1.080 m, im Bild unten) nördlich von Veveye das Zentralalpengebiet erreicht.

albinfo, CC0
von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze des Rheins im Schweizer Alpengebiet bis
Le Sarraz

Nach den voralpinen Übergängen Le Sarraz und Col du-Chalet-à-Gobet erreicht die Rhein/Rhône-Wasserscheide nördlich der Stadt Veveye am Mont Pelerin den ersten über 1.000 m hohen Berg der Waadtländer und Freiburger Voralpen, innerhalb der sie über die bereits im Vorkapitel Rhône-Gebiet beschriebenen Passübergänge Châtel-Saint-Denis, Col de Jaman, Col d`Ayerne, Col de la Pierre du Moëllé, Col des Mosses bis zum Col du Pillon verläuft, in die Berner Alpen übertritt und das Dreikantoneneck Waadt/Bern/Wallis passiert, nach dem Sanetschpass und dem Lötschbergpass im Zentrum der Berner Alpen entlang der Kantonsgrenze Bern/Wallis am Finsteraarhorn (4.274 m) den höchsten Punkt ihres Verlaufes (gleichzeitig höchster Punkt des Rheineinzugsgebietes und der Europäischen Hauptwasserscheide) passiert, nach dem Grimselpass die südlich des Dreiländerecks Bern/Wallis/Uri gelegenen Rhônequellen (Rhônegletscher) umgeht, der Kantonsgrenze Uri/Wallis folgend am Furkapass in die Lepontinischen Alpen übergeht und in diesen den Witenwasserenstock erreicht, dessen Ostgipfel in der Kamm- und Gipfelkette des Alpenhauptkammes liegt und das Dreiländereck Uri/Wallis/Tessin bildet. Dort endet jenseits der Einzugsgebietsgrenze des Rheins (Atlantiks) das Einzugsgebiet der Rhône (und damit des Westlichen Mittelmeeres) und es beginnt jenes des Po (und damit der Adria).

Die nunmehrige Rhein(Aare)/Po(Ticino)-Wasserscheide folgt der entlang des Alpenhauptkamms verlaufenden Hauptwasserscheide der Alpen (dort auch Kantonsgrenze Uri/Tessin) in Nordostrichtung über Hüenerstock (2.889 m) und Ronggergrat (2.725 m, im Bild unten) zum Pizzo Lucendro (2.962 m), wo die Kantonsgrenze den Kamm in Nordrichtung verlässt. Die Rheingebietsgrenze folgt weiter dem Alpenhauptkamm innerhalb des Tessin in Ostrichtung über den Passo di Lucrendo (2.532 m) zum Pizzo della Valletta (2.762 m), von dem sie zum Gotthardpass abfällt.

Gotthardpass
© gipfelbuch.ch