Malojapass und der Flussverlauf des Inns innerhalb der Schweiz

1.815 m, Rätische Alpen, Donau(Inn)/Po, Alpenhauptkamm

Der auf Italienisch Passo del Maloggia und auf Rätoromanisch Pass da Malögia genannte Übergang verbindet das Bergell mit dem Engadin und liegt auf der Donau/Adria-Wasserscheide. Er trennt innerhalb der Rätischen Alpen die Berninagruppe im Süden von der Albulagruppe im Norden. Der Pass hat de facto keine Nordauffahrt. Die Südrampe hingegen überwindet mit 13 Spitzkehren (siehe Bild unten) bis zum kaum 10 km Luftlinie entfernten Talort Vicosoprano 750 Höhenmeter.

© alpenrouten/Gerd Kerscher

Nördlich der Scheitelhöhe liegt auf 1.797 m Seehöhe der Silsersee, dem sich der Silvaplanersee (1.791 m) und der bereits 16 km entfernte St. Moritzersee (1.768 m, im Bild unten) anschließen. Die Seehöhe des südlichen Talortes wird auf der Nordabfahrt erst nach rund 95 Straßenkilometern am Ende des Engadins bei Martina beim Grenzübertritt nach Österreich erreicht.

Xenos, CC BY-SA 3.0
Wasserscheide  Donau (Äußerer Alpenbogen) Po (Innerer Alpenbogen)
Abflüsse  Inn – Donau Orlegna – Maira (Mera) – via Lago di Mezzola in den Comosee – Untere Adda – Po
Mündung  Schwarzes Meer Adriatisches Meer
chrisaliv, CC BY-SA 3.0
von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Donau in der Schweiz bis
Malojapass Nach dem Malojapass erreicht die Einzugsgebietsgrenze der Donau nach dem Piz Lunghin (2.780 m) das Innquellgebiet am Lunghinpass (2.645 m, Passhöhe im Bild oben in der linken oberen Bildecke vom als Innquelle geltenden Lunghinsee aus gesehen) und damit einen der wichtigsten Wasserscheidepunkte Europas, da dort nicht nur der ins Schwarze Meer entwässernde Inn, sondern auch die über den Rhein in den Atlantik entwässernde Julia und die über Adda und Po in die Adria entwässernde Mera (in der Schweiz Maira genannt) entspringen. Dort endet jenseits des Donaugebietes das Einzugsgebiet des Po (und damit der Adria) und es beginnt jenes des Rheins (und damit des Atlantiks).

Die ab dort mit der Europäischen Hauptwasserscheide idente Einzugsgebietsgrenze der Donau verlässt als Donau(Inn)/Rhein-Wasserscheide (siehe Vorkapitel Alpenrheingebiet) am Lunghinpass den Alpenhauptkamm und verläuft innerhalb Graubündens im Gebiet des Äüßeren Alpenbogens das Engadin nunmehr nordwestlich begleitend bis zum Grenzberg Signalhorn (3.207 m) an der österreichischen Grenze, wobei sie in den Albula Alpen die bereits beschriebenen Übergänge Julierpass und Albulapass passiert, am Flüelapass (im Bild unten die Unterengadiner Seite im Winter) in die Silvrettagruppe übertritt und kurz vor der Grenze noch vom Vereinatunnel gequert wird. Ab dem Signalhorn folgt die Donau/Rhein-Wasserscheide in Ostrichtung ein kurzes Stück der Staatsgrenze zu Österreich (Bundesland Vorarlberg) über den Piz Buin (3.312 m) bis zum Dreiländerspitz (3.197 m), von dem sie in Nordrichtung die Schweiz Richtung Österreich verlässt.

Dreiländerspitz
Dfelix, CC BY-SA 3.0
von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Donau in der Schweiz bis
Dreiländerspitz Die Grenze des schweizerischen Donau-Einzugsgebietes bildet auch nach dem Dreiländerspitz die Staatsgrenze zu Österreich (nunmehr zum Bundesland Tirol), deren Verlauf ebenfalls bereits beschrieben wurde. Über den Piz Blaisch-Lunga (3.230 m) und das Fluchthorn (3.399 m) fällt sie nach dem Paraid Naira (3.015 m) in Ostrichtung ins Fimbatal ab (im Bild unten die dortige Grenzstation) und tritt in die Samnaungruppe über. Fimbaal
Earnest B, CC BY-SA 3.0
von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Donau in der Schweiz bis
Fimbatal Sie verläuft weiter über Piz Val Gronda (2.812 m), Vesilspitze (3.097 m) und Bürkelkopf (3.033 m) zum Grübelekopf (2.894 m), von dem sie in Südostrichtung in den Talschluss des Malfragbachtales abfällt, diesem Tal bis zur Einmündung ins Zandertal folgt, sodann dem Zandersbach bis zu dessen Einmündung in den aus dem schweizerischen Zollausschlussgebiet Samnauntal (im Bild unten der Ort Samnaun) kommenden Schergenbach und dann diesem bis zu seiner Einmündung in den dort die Staatsgrenze bildenden Inn als Schalklbach beim Weiler Schalkl (Gemeinde Pfunds) folgt. Die Staatsgrenze erreicht sodann Inn-aufwärts verlaufend bei Martina wieder den Ausgangspunkt gegenständlicher Gebietsumschreibung. Schalkl-Martina
Fiesch, CC BY-SA 3.0

 

Flussverlauf des Inns innerhalb der Schweiz

Die in folgender Verlaufsbeschreibung vergrößert und fett hervorgehobenen Verkehrsübergänge bzw. Passhöhen liegen innerhalb des Einzugsgebietes des Inn im Schweizer Alpengebiet.

Der 517 km lange Inn entspringt am Lunghinsee (2.484 m) in der Albulagruppe der Rätischen Alpen im Schweizer Kanton Graubünden. Die Quellen der kleinen Zuflussbäche des Lunghinsees liegen nahe dem Wasserscheidepass Pass Lunghin (2.645 m). In Ostsüdostrichtung stürzt er auf einer Strecke von rund 5 km mehr als 650 Höhenmeter überwindend zur Nordseite des Malojapasses (Beschreibung oben), über den eine Straße ins Bergell führt, ab und mündet bei der Ansiedlung Cadlägh in den Silsersee (1.797 m, im Bild unten mit Blick Richtung Maloja).

Roland Zumbuehl, CC BY-SA 4.0

Zwischen der Albulagruppe (Westufer) und der Berninagruppe verlässt der Inn bei der Ortschaft Sils den See am Nordostende und mündet 1 km später in den Silvaplanersee (1.791 m), in den bei der Ortschaft Silvaplana von Westen die 6 km lange Ova dal Vallun einmündet, durch deren Tal eine Straße über den Julierpass zum Hinterrhein führt.

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Im nordöstlichen Champferersee genannten Teil verlässt der Inn den See, erreicht nach über 3 km den Fremdenverkehrsort St. Moritz (im Bild unten) und mündet in den gleichnamigen See (1.768 m), den er am östlichen Ortsrand wieder verlässt und nach 7 km Samedan erreicht, wo ihm von rechts der die Livignogruppe begrenzende aus dem Zusammenfluss des 13 km langen Berninabach und des 15 km langen Rosegbach entstandene selbst nur 6,5 km lange Flaz (auch Flazbach) zufließt, durch dessen Tal Verkehrswege über den Berninapass ins Puschlav und nach Italien ins Veltlin führen.

© hellomagazine.com

Unmittelbar nach der Flazmündung erreichen von links in der Ortschaft Bever der 17 km lange Beverin (1.698 m, im Bild unten) -, und 5 km weiter flussabwärts bei La Punt die 8 km lange Ova d`Alvra den Inn (1.687 m). Durchs Beverintal führt die Bahn-, durchs Alvratal eine Passstraße zum Albulapass, der das Oberengadin mit dem Oberhalbstein und somit mit dem Rheingebiet verbindet.

Adrian Michael, CC BY-SA 3.0

Durchs Beverintal (und den Albulatunnel, siehe Karte unten) führt die Bahn-, durchs Alvratal eine Passstraße zum Albulapass, der das Oberengadin mit dem Oberhalbstein und somit mit dem Rheingebiet verbindet.

Peter Christener, CC BY 3.0

Auf dem nächsten 13 km langen Flussabschnitt zwischen Albulagruppe und Livignogruppe (rechtes Ufer) bis Brail erreichen den Inn von beiden Seiten zahlreiche Bäche, die meist unbewohnte Hochtäler entwässern. Vor Brail fließt dem Inn von links der 6 km lange Ova da Punt Ota zu (1.600 m) und der Inn tritt vom Oberengadin (siehe Karte unten) ins Unterengadin (Engiadina Bassa) über.

Tschubby,l CC BY-SA 3.0

In der weitere 7 km flussabwärts gelegenen Ortschaft Zernez fließt dem Inn von rechts die die Livignogruppe von der Sesvennagruppe trennende 42 km lange Spöl zu (1.478 m), deren Oberlauf das gesamte italienische Livignoplateau entwässert und durch deren Tal und das ihres Zuflusses Ova dal Fuorn (Ofenbach) eine Straße über den Ofenpass ins Münstertal und in den Vinschgau führt. Das Ofenbachtal ist mit dem Livignoplateau durch den Munt la Schera Tunnel verbunden.

© sackpfeyffer-zu-linden.de; Punt la Drossa, Schweizer Zollstation und Nordportal des Munt-la-Schera-Tunnels

In der 7 km nördlich von Zernez gelegenen Ortschaft Susch (siehe Karte unten) mündet von links die die Albula Alpen von der Silvrettagruppe trennende 11 km lange Susasca in den Inn (1.422 m), durch deren Tal eine Straße über den Flüelapass nach Davos und somit ins Rheingebiet führt.

Tschubby, CC BY-SA 3.0

In Ostnordostrichtung drehend passiert der nunmehr die Silvrettagruppe (linkes Ufer) von der Sesvennagruppe trennende Inn vor der 5 km flussabwärts gelegenen Ortschaft Lavin die Bahnverladestelle des Vereinatunnels, der das Unterengadin mit Klosters im Tal des Alpenrheinzubringers Landquart verbindet.

Unterhalb von Ladin passiert der Inn die hoch über seinem linken Ufer liegenden Ortschaften Guarda, Ardez und Ftan und erreicht nach fast 20 km die Ortschaft Scuol (Endstation der Engadin-Bahn), wo ihm von Süden die 19 km lange Clemgia zufließt (1.197 m), die am Nordhang des das Münstertal begrenzenden Pass da Costainas entspringt und das Val S-charl, in dem auf über 1.800 m Seehöhe ein Feriendorf liegt (im Bild unten), durchfließt.

© reinidietschi.ch

In der 6 km unterhalb von Scuol gelegenen Ortschaft Sur-En (Gemeinde Sent) fließt dem Inn von rechts die 14 km lange Uina zu (1.125 m), die beim Schlinigpass auf italienischem Staatsgebiet entspringt (siehe Ausführungen im Band 2, Italien, Valle d`Uina).

© hikr/HADi; Durch die früher unpassierbare Schlucht des oberen Uinatales wurde eine Wander- und Bykerstrecke gesprengt
Flussverlauf der Uina

Die das Val Sinestra entwässernde und die Silvrettagruppe von der Samnaungruppe trennende 16 km lange Brancla (im Bild unten) erreicht 4 km flussabwärts der Uinamündung bei der Ortschaft Ramosch (1.095 m) von links den Inn.

Aconcagua, CC BY-SA 3.0
Flussverlauf der Brancla

In Nordostrichtung passiert der nunmehr die Samnaungruppe (linkes Ufer) von der Sesvennagruppe trennende Inn nach 10 km die am linken Ufer gelegene Grenzortschaft Martinsbruck (rätorom: Martina, 1.035 m, im Bild unten), ab wo er für 8 km zum Grenzfluss zwischen der Schweiz (linkes Ufer) und Österreich wird. Dort wird der Inn über die (namensgebende) Grenzbrücke von einer Passstraße (im Bild unten in der Bildecke links unten erkennbar) gequert, die zur auf österreichischem Staatsgebiet gelegenen Norbertshöhe führt.

© Dmicha

Der Inn passiert nach Martinsbruck bei der historischen Grenzstation Finstermünz die Innschlucht, vor der ihm aus Österreich der die Rätischen Alpen (Sesvennagruppe) von den Ötztaler Alpen trennende 15 km lange Stillebach zufließt, dessen Quellbäche innerhalb Italiens am westlichen Reschenplateau im Grenzgebiet zur Schweiz liegen.

Noch vor Finstermünz passiert der Inn die am linken Ufer gelegene unterste Ortschaft des Engadin Vinadi, in der die 1912 erbaute Samnaunerstraße abzweigt (im Bild unten; einziger innerschweizer Verkehrsweg ins Zollausschlussgebiet Samnaun).

Adrian Michael, CC BY-SA 3.0

Nach Finstermünz fließt dem zum Grenzfluss zwischen Ötztaler Alpen und Samnaungruppe gewordenen Inn beim Weiler Schalkl von links der das Samnauntal entwässernde 17 km lange Grenzbach Schalklbach (innerhalb der Schweiz Schergenbach genannt) zu und er verlässt danach das Engadin und die Schweiz und tritt auf österreichisches Staatsgebiet über.

Der Inn, der seit seinem Ursprung den Alpenhauptkamm nordwestlich begleitet, folgt diesem in etwa auch im österreichischen Bundesland Tirol. Er durchfließt, – die rechtsufrig gelegenen Alpenhauptkammgebirgsgruppen Ötztaler- und Stubaier Alpen begrenzend -, das Tiroler Oberinntal, das bei Landeck in Ostrichtung schwenkt.

Zwischen den linksufrigen nördlichen Kalkalpen und den genannten Gebirgsgruppen des Alpenhauptkamms tritt der Inn kurz vor Innsbruck (574 m) ins Tiroler Unterinntal über, passiert allmählich in Nordostrichtung drehend und sich vom Alpenhauptkamm entfernend die am rechten Ufer gelegenen Tuxer- und Kitzbüheler Alpen und verlässt in Nordrichtung bei Kufstein (499 m) Österreich, tritt auf deutsches Staatsgebiet (Freistaat Bayern) und gleichzeitig ins Alpenvorland über, durchfließt im dort nur mehr Inntal genannten Tal großbögig von Nord- in Ostrichtung drehend die Südostecke Bayerns und erreicht bei Haiming (344 m) wieder die österreichische Staatsgrenze (Bundesland Oberösterreich).

Als Grenzfluss zwischen Bayern und Oberösterreich wieder in Nordostrichtung fließend verlässt der Inn nach Schärding (305 m) das Alpengebiet, tritt ins Gebiet des donauübergreifenden Teiles des der Böhmischen Masse zuzuordnenden Bayerischen Waldes ein, tritt bei Passau auf deutsches Staatsgebiet über und mündet im Stadtgebiet von Passau in die Donau (291 m). Mit 738 km³ p. Sekunde führt er der Donau die größte Alpenwassermenge all ihrer Nebenflüsse und erstmals vom Alpenhauptkamm stammendes Wasser zu.