Rätische Alpen

Abgesehen von dem bereits beschriebenen bloß 7 km² großen Gebiet des Bregenzerwaldes, das die am Alpenrhein liegende und zum Kanton St. Gallen gehörende Ortschaft Diepoldsau umfasst, und den dem Voralpengebiet der Allgäuer Alpen zuzuordnenden nördlich des Hochrheins gelegenen Gebietsteilen des Kantons Schaffhausen sind die Rätischen Alpen die einzige Gebirgsgruppe der Ostalpen, die (teilweise) auf Schweizer Staatsgebiet liegt, und zwar ausschließlich im Kanton Graubünden, weshalb aus Schweizer Sicht dieses Gebiet manchmal als Teil der sogenannten Bündner Alpen gesehen wird, wobei darauf hinzuweisen wäre, dass weder SOIUSA, noch AVE den Begriff Bündner Alpen kennen. Allerdings kennt AVE den Begriff Rätische Alpen nicht (mehr), sondern unterteilt dieses Gebiet in mehrere eigenständige Gebirgsgruppen (siehe Karte unten) und es wurde aus Vollständigkeits – und Übersichtsgründen im Vorkapitel auf diese Unterteilung im Zuge der Beschreibung des Verlaufs der Staatsgrenze Bedacht genommen.

ZachT, CC BY-SA 3.0

Das innerhalb der Schweiz gelegene Gebiet der Rätischen Alpen ist zwischen der am linken (Schweizer) Alpenrheinufer gegenüber von Liechtenstein gelegenen Ortschaft Sargans und dem Splügenpass durch die Schweizer Staatsgrenze begrenzt (siehe Grenzverlaufsbeschreibung), und zwar im Norden zu Liechtenstein und Österreich -, im Osten und Süden zu Italien.

St9191, CC BY-SA 3.0; Der Hausberg von Sargans, der Gonzen (1.830 m) vom Liechtensteiner (rechten) Alpenrheinufer aus gesehen

Die Westgrenze des auf Schweizer Boden liegenden Gebietes der Rätischen Alpen ist ident mit der bereits mehrfach beschriebenen Westalpen/Ostalpen-Grenze und verläuft ab Sargans entlang des die Glarner Alpen (im Bild unten deren östlichster Gebirgsstock Calanda vom Alpenrheintal bei Chur aus gesehen) begrenzenden Alpenrheins und der die Lepontinischen Alpen begrenzenden Flussläufe des Hinterrheins und des Hüscherenbaches aufwärts bis zum Splügen. Hinsichtlich dieser innerhalb der Schweiz verlaufenden Trennlinie zu den westlich benachbarten Gebirgsgruppen besteht Übereinstimmung zwischen SOIUSA, AVE und einigen Schweizer Einteilungsschemen, weshalb sich diesbezügliche weitere Erörterungen erübrigen.

Adrian Michael, CC BY-SA 3.0

Mehr Differenzen gibt es aus Schweizer Sicht zur Westalpeneinteilung gemäß SOIUSA. Die deutsche Abkürzung dieses Alpeneinteilungsschemas lautet IVOEA (Internationale vereinheitlichte orographische Einteilung der Alpen). Es ist dies ein System der geographischen Klassifikation der Alpen, das vom italienischen Alpenforscher Sergio Marazzi entwickelt und vorgeschlagen wurde, als länderübergreifendes nach Vereinheitlichung strebendes System von der Fachwelt zwar grundsätzlich begrüßt wurde und sich großer Beachtung erfreut, jedoch in Detailfragen in den einzelnen Westalpenländern (noch) nicht allgemeine Akzeptanz gefunden hat (am wenigsten in der Schweiz).

Relativ geringe Einwendungen aus Schweizer Sicht bestehen zur SOIUSA-Definition der restlichen drei das Schweizer Staatsgebiet berührenden Alpenhauptkammgebirgsgruppen (Grajische-, Walliser– und Lepontinische Alpen), sowie hinsichtlich der südlich der Zentralalpen gelegenen Luganer Voralpen, die oft auch kurz Luganer Alpen genannt werden.