Arve-Gebiet (berührt den Alpenhauptkamm), Abgrenzung und Flusssystem

Die 116 km lange Arve entspringt in Frankreich im oberen Chamonixtal nahe dem Col de Balme in den Alpes Grées auf knapp über 2.200 m Seehöhe. Durch linke Zuflüsse entwässert sie in den Grajischen Alpen die dem Äußeren Alpenbogen zugewandte Seite des Alpenhauptkamms zwischen dem das Dreiländereck Frankreich/Schweiz/Italien bildenden Mont Dolent und der Aiguille des Glaciers und bildet im Oberlauf ab dem rechtsseitigen Zufluss des vom Col des Montets kommenden Ruisseau Montets oberhalb von Chamonix bis zum linksseitigen Zufluss des vom Col de Megève kommenden Torrent d`Arbon bei Sallanches über 40 km lang die Grenze zwischen den Grajischen Alpen (Alpes Grées) und den Savoyer Voralpen (Préalpes Isère et Savoies), durch deren Gebiet sie ab Sallanches fließt.

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Sie entwässert nur Teile der beiden genannten Gebirgsgruppen. Sie mündet in der Schweiz in der Stadt Genf als linker Nebenfluss in die Rhône (im Bild unten: links Rhône, rechts Arve).

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Die letzten 8,5 km ihres Flusslaufes liegen innerhalb der Schweiz. Von ihrem 2.060 km² großen Einzugsgebiet liegen weniger als 30 km² im Schweizer Kanton Genf, der Rest in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes.

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von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Arve bis
Genf Die rechte Einzugsgebietsgrenze der Arve beginnt in der Schweiz im Stadtgebiet von Genf. Sie verläuft von ihrer Rhôneeinmündung weg in Nordostrichtung quer durch die östlichen Stadtteile von Genf, die von den Ausläuferhügeln der Savoyer Voralpen (Untergruppe Chablais) erreicht werden. Entlang dem zwischen dem Südufer des Genfersees und dem das rechte Ufer ihres rechten (Schweizer) Nebenflusses Seymax (im Bild oben) begleitenden Hügelzuges, auf dem die Ortschaften Vandoeuvres und Meinier liegen, passiert sie östlich den Quellbereich des Schweizer Genferseezuflusses Nant d`Aisy und erreicht danach bei der Ortschaft Gy die französische Grenze.

Die zur Arve/Genfersee-Wasserscheide gewordene rechte Arve-Einzugsgebietsgrenze überschreitet als Arve/l`Hermance-Wasserscheide die Staatsgrenze, durchläuft danach noch einmal kurz Schweizer Staatsgebiet (siehe Ausführungen im Vorkapitel Genfersee-Gebiet), passiert nach der Rückkehr nach Frankreich das Plateau Couty, verläuft danach als Arve/Foron-Wasserscheide über den Col de Saxel und später als Arve/Redon-Wasserscheide über den Col de Cou und den Col des Moises. Schließlich passiert sie östlich des Berggipfels Très la Paraz als Arve/Dranse (Haut Savoie)-Wasserscheide die Pässe Col des Arces, Col de Terramont, das Plateau des Mouilles, Col de Jambaz, Col de l`Encrenaz, Col des Gets und Col de Joux Plane, nach dem sie an der Tête de Bostan (im Bild unten) die Schweizer Grenze (Kanton Wallis) erreicht, bei der jenseits des Arvegietes das Einzugsgebiet des Genfersees endet und jenes des Walliser Rhônetales (über den linken Rhône-Zufluss La Vièze, die bei Monthey in die Rhône mündet) beginnt. Sie verlässt das Chablais und tritt der Staatsgrenze in Ostrichtung folgend in die Haut-Giffre genannte Untergruppe der Préalpes Isère et Savoies über.

Tête de Bostan
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von Verlauf der Einzugsgebietsgrenze der Arve bis
Tête de Bostan Die Quellen des für diese Gebirgsgruppe namensgebenden rechten Arve-Nebenflusses Le Giffre nördlich begrenzend verläuft die Arve/La Vièze-Wasserscheide über Pointe de la Golette (2.638 m), Dents Blanches (2.756 m), Mont Sageroux (2.676 m), Tête des Ottans (2.549 m) und den Petit Mont Ruan (2.845 m) bis zum Grand Mont Ruan, an dessen auf der Staatsgrenze liegenden Westgipfel (3.044 m) jenseits des Arvegebietes das Einzugsgebiet der La Vièze endet und jenes des Trient beginnt, der bei der Walliser Rhônetalortschaft Vernayaz in die Rhône mündet.

Als Arve/Trient-Wasserscheide weiter in Südrichtung (siehe auch Ausführungen im Vorkapitel Trient-Gebiet) verläuft die rechte Einzugsgebietsgrenze der Arve zwischen dem westlich in Frankreich gelegenen Glacier du Ruan und dem auf Schweizer Staatsgebiet gelegenen Glacier des Fonds bis zum Le Cheval Blanche, tritt auf französisches Territorium über, geht am Col de Salenton vom Haut Giffre in die Aiguilles Rouges über, verlässt am Col des Montets das Gebiet der Préalpes Isère et Savoies gänzlich und tritt in die Alpes Grées über, in denen sie auf der Tête Balme wieder die Schweizer Grenze erreicht, dieser in Südostrichtung zum Col de Balme folgt, in diesem Abschnitt die Arve-Quellen nördlich passiert, somit von der rechten zur linken Arve-Einzugsgebietsgrenze wird und als solche nach der Aiguille du Tour (3.540 m) die Petite Fourche (3.512 m) erreicht, bei der jenseits des Arvegebietes das Einzugsgebiet des Trient endet und jenes der Walliser Dranse beginnt, die bei Martigny in die Rhône mündet.

Als Arve/Dranse (Wallis)-Wasserscheide folgt die linke Einzugsgebietsgrenze der Arve weiter der Staatsgrenze Schweiz/Frankreich meist durch vergletschertes Gebiet über Grand Fourche (3.619 m), Col du Chardonnet (3.323 m), Aiguille d’Argentière (3.901 m), Tour Noir (3.836 m), Pointe Morin (3.590 m), Pointe Kurz (3.680 m), Grand Gendarme (3.599 m) und Aiguille de l’Amône (3.584 m) bis zum in der Kamm- und Gipfelkette des Alpenhauptkamms und somit auf der Alpenhauptwasserscheide (trennt die Gebiete des Inneren Alpenbogens von jenen des Äußeren Alpenbogens) gelegenen Mont Dolent (3.580 m), der das Dreiländereck Frankreich/Schweiz/Italien bildet, auf dem jenseits des Arvegebietes nicht nur das Einzugsgebiet der Dranse (Wallis), sondern auch der Rhône (und damit des Westlichen Mittelmeeres) endet und jenes des Po (über dessen Zufluss Dora Baltea) und damit des Adriatischen Meeres beginnt.

Die ab dort mit der Rhônegebietsgrenze idente Einzugsgebietsgrenze der Arve folgt als Rhône(Arve)/Po-Wasserscheide in Südwestrichtung dem dort die Staatsgrenze Frankreich/Italien (Region Aostatal) bildenden Alpenhauptkamm. Über die Aiguille de Triolet (3.870 m), Aiguille de Leschaux (3.759 m), Col des Grandes Jorasses (3.825 m), Dent du Géant (4.013 m) und Aiguilles Marbrées (3.535 m) erreicht sie  zwischen Punta Helbronner (3.559 m) und Tour Ronde (3.792 m, im Bild unten die Nordwand) jenen Punkt des Mont-Blanc-Massives, wo der Mont-Blanc-Tunnel das Arvetal mit dem italienischen Aostatal verbindet.

Mont-Blanc-Tunnel
Sébastien Colsenet, CC BY-SA 2.0 fr